Verkehrte Fußballwelt – Turbine macht’s möglich

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Spielbericht zur Fanspiel-Premiere am 5. Mai 2019 am „Karli“

Traditionell findet jedes Jahr am letzten Heimspieltag ein Fanfest im „Karli“ statt.  Um diesem wieder etwas mehr pralleres Leben einzuhauchen, setzten sich Vertreter des Vereins Turbine Potsdam, Uwe Reher als Vorstandsmitglied und Stephan Schmidt als Geschäftsführer gemeinsam mit dem Fanclub zusammen. Dabei keimte auch eine Idee, neben Autogrammstunde, Hüpfburgen, Bratwurstgeruch und Tombola ein Fan-Fußballspiel zu veranstalten.

Stolz und Überschwang (Foto: saspa)

Da bei der gemeinsamen Weihnachtsfeier von Fanclub und Spielerinnen der angedachte Rollentausch schon einmal perfekt geklappt hatte, indem die Torbienen bei ihren Fans Autogramme einholten, lag nun eine ähnliche Idee nahe: Die Fans spielen Fußball und die Turbine-Spielerinnen stehen am Spielfeldrand und feuern ihre Fans mit Trommelklängen und Gesängen an.

Machen sie das nicht fantastisch?! (Foto: saspa)

Aber so ein richtiger Turbinefan hat natürlich auch seinen besonderen Anspruch: Einfach nur die alten, halb verwesten Töppen herausgekramen und ein hübsches Turbine-Trikot übergestreifen, macht noch kein Sommermärchen. Es wurde nach professionellen Trainerinnen Ausschau gehalten und im Vorfeld zwei schweißtreibende Trainingseinheiten durchgeführt. Jessi Viehweger, die Physio von Turbine, und Viktoria Schwalm, eine Spielerin, die keinen Schmerz kennt, übernahmen die Regie und schickten ihre hochmotivierten und teilweise sportbegabten Fans über den Fußballacker des Schillerplatzes in Potsdam. Zweimal 90 Minuten lang hartes Training mit Balltechnik, Athletik- und Konditionstraining und taktischen Inspirationen standen auf dem Programm. Die spielbegeisterten Fans schnauften, bissen die Zähne zusammen und jammerten erst nach Trainingsschluss zwei bis drei Tage lang über ihren Muskelkater und leckten ihre Wunden.

Warm – wärmer – heiß! (Foto: saspa)

Uwe Reher und Bernd Gewohn hielten das Organisationszepter in der Hand, besorgten blaue und rote Trikots, einen passablen Schiedsrichter, der sich mit dem Abseits auskannte und Fouls hart bestrafte – und einen Ball. Die Trainierinnen nahmen die Mannschaftsaufstellung vor, und konnten auf einen Leistungskader von 24 Fans zurückgreifen. Alle verletzungsfrei und hochgradig fit. Einige von ihnen waren um die 600 km weit angereist, um Teil dieses Events zu werden. Die Altersspannweite lag zwischen 15 und 75 Jahren.

Im Stadionheft wurde freundlich auf dieses Fanspiel hingewiesen, aber auch eine klare Regel formuliert: „Wer an den Seitenlinien über das Spiel motzt, meckert oder sich lustig macht, der wird unverzüglich eingewechselt:)“

So sieht Einsatz aus – auch bei den Fans (Foto: saspa)

Die „3. Halbzeit“ des letzten Heimspieltages wurde gegen 16.30 Uhr angepfiffen. Es galt, 2x 15 Minuten durchzuhalten und Sehenswertes den Zuschauern zu bieten. Und „es war erstaunlich, was die Trainerinnen in diesen beiden Trainingseinheiten aus den spielenden Fans herausgekitzelt hatten“, so ein adrenalinverseuchter Vertreter der roten Mannschaft.

Die Anfangsidee wurde Realität. Die Turbine-Spielerinnen umgarnten das Spielfeld, nahmen Trommeln, XXL-Taschen und Fanfaren an sich und legten spaßbegeistert los. Die Fans glaubten ihren Ohren nicht zu trauen, wie sicher in Melodie und Rhythmus die Torbienen sämtliche Fangesänge beherrschten. Es war eine doppelte, zu Freudentränen rührende Herzenssache, das Spiel- und das Fanverhalten zu beobachten. Es hatten alle Beteiligten einen Riesenspaß. Selbst ein Flitzer mit Turbinefahne wurde toleriert und die Partie nicht unterbrochen.

Und auch hier, wie auch beim Profi-Spiel zuvor, sei ganz am Rande das Ergebnis genannt: Die Roten besiegten mit 5:2 die Blauen.

Die Spielerinnen warten auf den Anpfiff der zweiten Halbzeit (Foto: saspa)

Am Ende strahlten alle. Die Trainerinnen zeigten sich hinsichtlich der Dankesgeschenke überrascht und sehr erfreut und die Fanspieler/innen lechzten, kaum dass sie aus ihrem Sauerstoffzelt zurückgekehrt waren, nach Wiederholung. Man könnte doch einmal im Monat trainieren und nächstes Jahr ein erneutes Fanspiel  ausrichten – vielleicht auch gegen die Fans der Gäste?

Herzlichen Dank an Bernd Gewohn, Uwe Reher, Jessi Viehweger und Tory Schwalm und an alle 24 aktiven Turbinefans nebst der „Ultrakurve“ an Turbine-Spielerinnen für diese gelungene Aktion.

Text: Susanne Lepke

Fotos: der Papa von Saskia Nafe (saspa), Peter Tietze (peti), Susanne Lepke (sule)

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