Ach is dat scheen – Die Schale kehrt heim !
Endspiel zur Deutschen Meisterschaft der B – Juniorinnen in Bremen am 30.5.2015 von Micha
SV Werder Bremen – 1.FFC Turbine Potsdam 1:3
Nach drei Jahren Wanderschaft kehrt die Meisterschale endlich wieder nach Potsdam zurück. Was ging mir im Vorfeld nicht Alles durch den Kopf: Kriegen unsere Mädels das nervlich hin ? Spuken die Ligaergebnisse im Kopf herum (in Bremen stets gewonnen, im letzten Heimspiel 2:6 verloren) ? Und vor Allem: Gibt es ein Schirigespann, welches eines Endspiels würdig ist ? Nun ja, Die Schirileistung würde ich mit „3“ benoten. Im Vorfeld erfuhr ich von Spielerinnen des Vorjahres, daß der Stachel der Endspielniederlage 2014 noch sehr tief sitzt. So wie heute war es auch damals eine verschworene Truppe.
So waren nicht nur Turbinen vom Team 2014 auf dem Rasen aktiv, sondern sie erhielten lautstarke Unterstützung von ihren damaligen Teamkolleginnen Inga Schuldt, Annika Hofmann, Torri Schwalm und Tina Wintmölle. Diese Mädels brachten noch Freunde aus der Sportschule mit und gemeinsam mit Eltern und Fans gab’s dann einen lautstarken Turbineblock.
Tommi Wimmer sagte über das Halbfinalspiel in Gütersloh (3:0 für TP): „Das Beste, was er seit langem von einer Turbinemannschaft sah“. Ich würde sagen: „Das haben sie heute wiederholt“ ! Es ging schon mal gut los: Gleich in der 1. Minute tauchte Mille allein vor Bremen’s Keeperin auf. Aber diese hatte aufgepasst. In der Folg gab es viele Zweikämpfe, wodurch beide Teams je eine Freistoßchance hatten. So ab der 15. Minute zeigte sich unsere U17 optisch präsenter. Unsere Abwehr war auch voll auf der Höhe. So konnte Rosie im Laufduell klären und auch an Vicky war kein Vorbeikommen. Da aber auch unsere pfeilschnellen Spitzen Mille, Gina und Aline die Werder – Abwehr auf Trab hielten und so schon die Gastgeberinnen in deren Hälfte attackierten, kam bei Werder wenig geordneter Spielaufbau zustande. Da hatten unsere Mädels spielerisch Vorteile. So zeigten die Turbinen in der 22. Minute eine schöne Ballstaffette über mehrere Stationen. Der Ball kam zu Charlie, die dribbelt links in den 16er und mit einem überlegten Schlenzer ins lange Eck erzielte sie das 1:0 (aus Turbinesicht). Ja unsere Charlie ! Nach außen hin ein ruhiges bescheidenes Mädel. Aber auf dem Platz geht sie aus sich raus.
Die Führung gab dem Spiel unserer Mädels Sicherheit. Auch Vanessa im Turbinetor hatte einen richtig guten Tag. Erst stand sie in der 24. Minute goldrichtig, dann in der 28. eine Spezialität von ihr, die sie schon zu U15 – Zeiten drauf hatte: ein extrem langer Abschlag weit in die gegnerische Hälfte. Mille nahm ihn auf, setzte sich im 16er durch und schob zum 2:0 ein. Ein tolles Ding ! In der 36. meldete sich der SVW zurück: Ecke – Kopfball – und Vanessa macht sich gaaaanz lang und fing ihn weg. So gings mit 2:0 für Turbine in die Pause und gemessen an den Spielanteilen war diese Führung auch verdient.
Zur zweiten Hälfte hatten sich die Werder – Girls natürlich Einiges vorgenommen. Ich war vorsichtig optimistisch, hatte ich doch aber auch schon oft erlebt, wie 0:2 – Rückstände gedreht wurden. Und so gab es wieder viele Zweikämpfe. Aber man sah auch: übers Spielerische kam Werder nicht zum Zug. Da ging noch was über Einzelaktionen. Unser Team war taktisch bestens eingestellt: frühes Stören in Gegners Hälfte, schöne Spielzüge und wenn’s denn sein musste wurde der Ball auch mal „hinten herum“ gesichert.
Aber auch Werders Defensive stand jetzt besser und so blieb es spannend. Dann der Knackpunkt des Spiels: zunächst wurde Katja von MIlle bedient,, aber aus etwa einem Meter schoß sie drüber. Naja, passiert halt. Dann jedoch der Gegenzug. Die Bremerin Stephanie Sanders startete eine Einzelaktion, setzte sich gegen unsere Abwehr durch und mit einem platzierten Schuß ins lange Eck (da gabs für Vanessa absolut nichts zu halten) verkürzte sie auf 1:2. Bekam Bremen jetzt die zweite Luft ? Unsere Mädels bewiesen ihre Reife und steckten das Tor weg. Die Antwort folgte schon zwei Minuten später: Mille kam über links, paßte zur zentral stehenden Aline – und diesmal war er drin – 3:1. Ich glaube, das zog den Gastgeberinnen den Zahn. Sie hatten zwar noch zwei Möglichkeiten, konnten damit aber Vanessa nicht in Verlegenheit bringen. Auch Jenny und Mille hatten noch je eine Chance, konnten diese aber nicht nutzen.
In der 79. Minute eine Szene, über die ich mich besonders freute: Jill Albert kam ins Spiel. Im Endspiel 2014 noch böse von der Schiedsrichterin verarscht, verletzte sie sich auch noch kurz vor dem Halbfinale und konnte erst kurz vorm Finale wieder mit der Mannschaft trainieren. Eine tolle Geste von Trainer Sven Weigang ! Dann kam der Abpfiff und es stand fest: Unsere Mädels sind DEUTSCHER MEISTER 2015 !!
Was dann auf dem Rasen abging, kennen wir zur Genüge. Klar war auch Annika, Torri, Tina und Inga ein Stein vom Herzen gefallen. Und ich war einfach nur glücklich !!! Neben mir standen viele Spielereltern. Auch ihnen war der Stolz auf ihre Mädels anzusehen. Einhelliger Tenor: Wer hat schon einen Deutschen Meister in der Familie ?
Bei der Siegerehrung bekamen natürlich auch die Gastgeberinnen von unserem Block den verdienten Beifall. Sie haben eine tolle Saison hinter sich und die positive Entwicklung im Bremer Frauen- und Mädchenfussball der letzten Jahre bestätigt. Und eine nette Geste: nachdem unsere Champions die Meisterschale in Empfang nahmen, wurde über die Stadionanlage die Turbinehymne abgespielt. Dafür ein Dankeschön ! Natürlich sah man im Stadion bekannte Gesichter: Willi Lemke, Marco Bode, Anuschka Bernhardt und auch Marie Louise Eta, uns bekannt als „Loui“ Bagehorn. Sie erzählte mir, daß sie sich schon sehr freut, in der nächsten Saison im Karli zu spielen. Sie betonte, sie ist sehr dankbar für die Zeit, die sie bei Turbine hatte. Neben ihrer Zugehörigkeit zur 1. Frauenmannschaft des SVW trainiert sie dort die C – Mädchen.
Und hier mein persönliches Saisonfazit: eine durchwachsene Hinrunde mit den Tiefpunkten gegen Bremen (2:6) und in Magdeburg (0:1), wo es jeweils schon in der ersten Minute 0:1 stand. Ich sah nach dem Magdeburg – Spiel in die Gesichter der Mädels – ein Blick ins Leere. Ihnen war damals bewusst: sie waren eigentlich weg vom Fenster. Aber mit beginn der Rückrunde starteten sie eine tolle Aufholjagd ohne Punktverlust !! Das zeigte, daß sie in der Winterpause nicht nur gut gearbeitet haben, sondern auch als Team zusammengewachsen sind. So erreichten sie das Halbfinale und hielten am Ende die Meisterschale in den Händen. Besonders hab ich mich auch für Mille und Grace gefreut. Im Alter von 6 (Mille) und 9 Jahren (Grace) begannen sie als kleine Grashüpfer in der Waldstadt. Und heute sind sie Deutscher Meister !! Dies sollte genug Motivation für unsere jüngsten Turbinen sein. Und natürlich ist es auch Ausdruck der guten Arbeit von Bettina Stoof und ihrem Trainerteam, welche dort geleistet wird. Ich hatte ein Foto mit Grace und Mille gemacht, aber leider wurde meine Handykamera in diesem Moment „geduscht“.
Schade !!
Fehlt eigentlich nur noch die Aufstellung. Ich denke, daß jede Spielerin, die im Saisonverlauf im Spiel oder beim Training dabei war bzw. aus Verletzungsgründen den Mädels nur moralischen Beistand leisten konnte, ihre Aufgabe erfüllte und somit Anteil am Titelgewinn hat. So denke ich an Elisa „Elli“ Emini, Annalena Kaplinski und Tina Wintmölle. In der Winterpause haben sie das Team verlassen. Elli spielt jetzt beim 1.FC Union, Tina und Annalena sind noch oft in der Waldstadt anzutreffen. Eine ganze Saison trainierten und spielten für die Meisterschaft: Marie Heintze, Vanessa Fischer, Anny Hörnke, Grace Lehwald, Victoria „Vicky“ Krug, Sarah Scheel, Isabelle „Bella“ Spolaczyk, Aline Reinkober, Gina Chmielinski, Rosalie „Rosie“ May, Charlene „Charlie“ Nowotny, Jenny Hipp, Melissa „Mille“ Kössler, Aida Kardovic, Anna Frehse, Denise Simon, Lätizia „Titzi“ Radloff, Jil Albert, Isabella „Isy“ Möller, Marlene Müller, Lea „Pitti“ Nitschke und natürlich Kapitänin Kaja Friedl. TUSCH und Hut ab vor diesen Mädels !!!
Und natürlich ziehen wir auch den Hut vor Trainer Sven Weigang, Co-Trainerin Josephine „Joschi“ Schlanke, Betreuer Dirk van der Koelen und Physiotherapeut Gordon. Für Dirk ist die Schale ein schönes Abschiedsgeschenk. Er geht, soweit ich weiß, zurück in seine Heimat nach Mönchengladbach.
So erlebte ich einen herrlichen Samstag und kann nur sagen: DANKE MÄDELS !!!
Der Turbineblock
Dirk und sein Abschiedsgeschenk
Der Himmel bedeckt, aber die Turbinen strahlen