Das Eckige muss ins Tor

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Spielbericht zum BL-Spiel: Turbine Potsdam gegen Borussia Mönchengladbach am 19.03.2017

Im Dauerregen ausharrende Stehplatz-Fans

Am Vortag des Frühlingsanfangs zeigte sich ein dauergrauer Himmel, der seit Stunden unablässig den Rasen des Karl-Liebknecht-Stadions berieselte. Pfützenbildung neben der Seitenlinie, Matschepampe vorm Tor und nur ganz wenige, regenbeschirmte Zuschauer auf den unüberdachten Stehplätzen. Und ausreichend Betätigungsfeld für den Mann vom „Turbine-Polier-Service“, der die gepolsterten Trainersitze der Gästebank immer wieder aufs Neue versuchte trocken zu rubbeln. Der Stadionsprecher verwies bei der Begrüßung auf das typische Siegeswetter für Turbine – eine Unterschätzung des Gegners?

Zu Gast war der Tabellenletzte Borussia Mönchengladbach, der bisher nur drei Pünktchen aufweisen konnte. Recherchiert man in den Weiten des Internets, dann steigen 39,5% aller Aufsteiger gleich wieder ab. Jedenfalls bei den Männern.

17 Spree-Borussen

Die Gäste hatten jedoch wohlwollende Unterstützung von 17 „Spreeborussen“, die sich aus Berlin aufgemacht hatten, um ihre „Vfl?!“- Mädels anzufeuern. Jedenfalls lautete so einer der Schlachtrufe. Ein ehrenwerter Einsatz, gesangslautstark und humorvoll dazu. Die 17 Borussia-Fans sangen und brüllten unermüdlich, begannen beim 0:3-Zwischenstand vom „Auswärtssieg“ zu träumen und meinten irgendwann, dass „ohne Gladbach hier gar nichts los wäre“. Spätestens jetzt wurde es oberlustig. Nette Wechselgesänge und Jubeleien zwischen beiden Fangruppen begleiteten das Spielgeschehen, unterhaltsam war’s – und Respekt für diese 17 „Spree-Borussen“, die sich für ein Frauenfußball-Mat(s)ch interessierten.

 

Insgesamt 1276 Zuschauer_innen verfolgten das Regenspiel, weniger als sonst – nicht jede_r wollte bei diesem Wetter vor die Tür gehen.

Geboten wurde einiges:

Svenja Huth stand wieder in der Startelf – auch wenn die Dampflok nach 70 Minuten zum Stehen kam (ausgewechselt wurde) und vor dem Tor nicht knipsen konnte.

Wibke Meister und Inka Wesely schossen jeweils ihr erstes Tor in dieser Saison. Auch Eseosa Aigbogun und Laura Lindner trafen. Feli Rauch eröffnete den Tor-Reigen mit einem, etwas zittrig verwandelten Elfmeter. Also 5 Tore von 5 verschiedenen Damen – alles andere als däm-lich, sondern teamfähig.

An einer Stelle des Spiels konnte man zwei parallel ausgeführte Einwürfe seitens der Gladbacherinnen beobachten – einfach kurios, dieses sekundenlange Spiel mit zwei Bällen.

Die Bundesliga-Partie verlief in beiden Halbzeiten einseitig. Mönchengladbach verteidigte und ging nur selten in die Zweikämpfe. Potsdam rannte unermüdlich gegen die Gladbacher Mauer an und zeigte dabei ein gelungenes Passspiel sowie etliche 100%ige Torchancen, die unter den Fans ein wiederholtes „Gruppenstöhnen“ auslösten.

Das Beste und Unterhaltsamste an diesem Spiel war aber die Anzahl der Eckbälle: Kam man in der Begegnung zuvor gegen Hoffenheim auf lächerliche 12, erhöhte Potsdam nun auf 19 Ecken! Das begeisterte den Trommel-Fanblock dermaßen, dass nun jeder neue Eckball frenetisch gefeiert und der aktuelle Eckstand im Wechselchor intoniert wurde.

Und genau diese 19. Eckballversuch führte dann zum (5.) Tor. Also: Aller guten Dinge sind jetzt 19.

Vielleicht sollten die Torbienen diese Trainingswoche zum totalen Ecken-Training nutzen. Tipps gibt es u.a. hier: http://www.dfb.de/trainer/a-juniorin/artikel/kreative-standards-ecke-variante-tor-1062/

Kurz und gut: Turbine Potsdam besiegte in einem Spiel, in dem wirklich gar nichts anbrannte, die weiblichen Borussen völlig entspannt und durchnässt mit 5:0 – und bleibt weiterhin Spitzenreiter.

Am kommenden Wochenende geht es auf nach Sand. Ein weiter Weg, den auch manche Fans zum Wochenendausflug mit Übernachtung auf sich nehmen werden. Bis dahin allen eine gute Woche.

Wir sehen und begeistern uns!

Text: Susanne Lepke

Fotos (folgen): Susanne Lepke

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