Der Klassiker: Frankfurt gegen Berlin
Spielbericht live aus dem Brentanobad am 13.09.2015
„Tag der Fanprüfung“: 2.30 Uhr Abfahrt des Fanbusses inmitten der nächtlichen Nacht – und der Lohn für das frühe Aufstehen bzw. Nicht-zu-Bett-Gehen eine 0:1-Niederlage.
Dabei fing alles so gut – äh laut – an. Ein normaler Reisender steigt um kurz nach Mitternacht schleichend in einen Bus ein, setzt sich leise hin und schläft sofort ein. Turbinefans sind da ganz anders – insbesondere an einem Sonntag, dem 13., wenn sie im hinteren Teil des Busses Platz nehmen (außer einer). Dann übersteigen die gemessenen Dezibelwerte schon mal das gewohnte Maß und die Fanbusfahrt erhält Klassenfahrtcharakter.
Da kam selbst unser Fanbuskoordinator Hartmut aus dem Takt, als er über das Mikro das Ende der ersten Pause mit „umpf“ (anstelle von „um fünf“) ankündigte.
Vielleicht war aber auch das vom Turbine-Financier gesponserte Piccolöchen schuld daran. Unschuldig und ausgeglichen zeigten sich dagegen die vier Neulinge an Bord des Busses, die sofort mit Werbeflyern und Mitgliedsanträgen des 1.FFC Turbine Potsdam sowie Fanclubs „Turbinefans“ überhäuft wurden.
Überpünktlich erreichte der Fanbus das Brentanobad, das wiederholt von einer Katze umstreunt wurde. Heftige Harmoniewellen schlugen den 35 Businsassen entgegen, als sie mit kostenlosen Eintrittskarten, kostenlosen Stadionheften und einer kostenlosen Tombolateilnahme empfangen wurden. Die Commerzbank macht’s halt möglich. Danke.
Der mittlerweile fertiggestellte moderne Stadionbau überzeugte, ebenso die sauberen Toiletten in Rot. Eine Wohlfühlstätte.
Selbst der Stadionsprecher zollte den Berliner Abgesandten unter den Turbinefans, die sich am Bahnhof Zoo die Nacht um die Ohren geschlagen hatten, um den Fanbus zu erklimmen, wohlwollenden Respekt, als er sie und alle anderen Zuschauenden auch zum Spiel: „Frankfurt gegen Berlin“ freudig willkommen hieß. Ein Fauxpas, der den Stolz der Landeshauptstädtler und Frauenfußballtraditionalisten bis ins brandenburgische Mark erschüttern ließ.
Die letzten Minuten vorm Spielbeginn konnten mit folgenden Beobachtungen gefüllt werden: Bianca Schmidt erfasste schnell die verstellbare Lehnen-Funktion ihres Auswechselsitzes und begab sich rädchendrehend in eine entspannte Liegeposition. Und die spielenden Turbinen riefen Erinnerungen an die guten alten Zeiten hervor, als sie ihren Motivationskreis mit dem altbekannten Tänzchen a la „Linke Seite, rechte Seite, Mitte, Bank“ verbanden.
Ein entspannter Start. Und das Spiel selbst?
Die einen meinten, ein Spiel auf Augenhöhe gesehen zu haben, das eigentlich ein gefühltes Unentschieden gewesen sei. Die anderen ein Spiel einer 3. Kreisklasse gegen eine 4. Kreisklasse, was unentwegt mit meckernden Wortschwallen kommentiert wurde.
Einig war man sich jedoch darüber, dass unsere Torwartfrau Lisa Schmitz die Retterin des Sonntagvormittages gewesen sei. Neben zwei hessischen Lattenknallern wehrte sie souverän weitere Torschüsse auf Pfosten und andere herumstehende Gegenstände ab und verhinderte gemeinsam mit Fortuna ein gefühltes 4:0.
Von dem mittlerweile zur Tradition gewordenen Abseitstor für die Torbienen ganz zu schweigen… (war wirklich eins).
Die erste Halbzeit war von einem laufintensiven Hin und Her geprägt und wirkte tatsächlich ausgeglichen. Zwar nicht von höchster Spielqualität, da beide Mannschaften hier und da auch Fehler zeigten. Frankfurt spielte nicht so gut wie in der letzten Saison – und Potsdam nicht so gut wie in der Vorbereitung.
Mit dem einsetzenden Regen in der Halbzeitpause wurde dann auch die Souveränität der Potsdamerinnen hinweggespült. Es gab zwar hier und da überzeugende und manchmal auch ideenreiche Spielzüge – aber es gab sie mal hier und da auch nicht.
Es gab viele gelbe Karten. Es gab eine Testosteron-Tabbi. Es gab viele Ecken für Potsdam, einmal drei hintereinander, einmal vier hintereinander. Aber weder ‚drei Ecken‘ – und auch nicht vier– ‚sind auch ein Tor‘, auch wenn das am Spielfeldrand überzeugt behauptet wurde. Die Frankfurter Fans durften also viel seltener „Eckeeckeecke – Tortortor“ rufen als Die Potsdamer Fans es sowieso nie tun würden.
Und es gab eine Garefrekes, auf die Verlass war. Und auf unsere Busfahrer, die den Fanbus in eine Pole-Position gebracht hatten (nur 10 Schritte vom Stadion entfernt), war auch Verlass, sodass ein zügiger und stiller Abfluss der kopfhängenden Fanschar in Richtung Heimat erfolgen konnte. Gott sei Dank ging diese Niederlage an Berlin…
Schauen wir nach vorn, nachdem zwei schwere Spiele gegen „meisterschalige Mitbewerber“, noch dazu auswärts, hinter uns liegen. Ein geballter Spielplan, der Trugschlüsse erzeugen könnte. Die nächsten Spiele dürften leichter werden und das Selbstvertrauen der Mannschaft stärken.
Susanne Lepke / 13.09.2015