Vom Viertel-Adventskranz zum Viertelfinale
Spielbericht: DSC Arminia Bielefeld gegen Turbine Potsdam (DFB-Pokal-Achtelfinale) am 03.12.2017 – von Susi
Kaum war das erste Lichtlein angezündet worden, musste es auch schon wieder ausgepustet werden, denn da draußen im Winterwald wartete hupend der Fanbus, um mit einem Sonntagsausflug zur Bielefelder Alm ins Schüco-Stadion zu locken.Ein flackerndes Batterielicht schmückte die hinteren Reihen des Busses, dazu etliche rote Zipfelmützen, also pure Adventsstimmung an Bord. Und als dann die jüngste Mitfahrerin Emilia die Raststätte „Lappwald“ mit einem flugs selbstgebauten Schneemann bereicherte, war der Traum von der weißen Weihnacht perfekt.
Die Reise sollte auch relativ kurzweilig werden, denn Bielefeld, das es nach dem Volksmund eigentlich gar nicht gibt, lag fast um die Ecke. Wäre nicht der kräftige Flockenwirbel gewesen, der kurz nach der Abreise einsetzte und das Flachland flugs in einen romantischen Winterwald verwandelte. Die Autobahn wurde dadurch langsamer und die Ankunft etwas knapper als sonst.
Zeitsparend war der Fakt, dass es kein Programmheft zu kaufen gab. Es reichte gerade noch so, einen XXL-Glühwein im Stadion zu ordern, bevor man sich hinter das flatternde Absperrband begab, das den Turbine-Fanblock von den Männerfußballfans von Arminia Bielefeld trennte. Letztere waren noch im Siegestaumel der vorangegangenen Partie gegen St. Pauli, die im heimischen Stadion 5:0 geendet hatte.
Respekt für all die Bielefelder Fußballfans aus der Männerwelt, die ins Stadion kamen, um diesmal ihre Damen zu unterstützen. Lautstarke Fangesänge sorgten für eine Stereo-Unterhaltung, denn oft treffen die Turbinefans in auswärtigen Stadien auf eine eher stumme Masse.
Auch der Stadionsprecher war von freundlicher Natur. Er pries mit wohlwollenden Worten die Besonderheit der Landeshauptstadt Potsdam mit all ihrer Architektur, Kultur und Natur an, die aus diesen Gründen auch zur Heimstätte von Günther Jauch und Wolfgang Joop geworden war.
Wärmende Worte, die aber gegen die vorherrschenden Arschkälte im Stadion nichts entgegnen konnten. Schnee und Regen und eisiger Wind ließen das Fanblut in den Adern radikal erfrieren. Auch der Kapitänin Lia Wälti wurde beim Erwärmen nicht warm genug, sodass sie sich verletzte und Kellond-Knight als spontaner Ersatz in der Startelf stand. Die Ersatz-Kapitänin Feli Rauch führte ehrenhaft ihr Amt aus und verließ später unehrenhaft den Platz…
Das Spiel lief gut an, die Turbinen bestimmten das Spielgeschehen, was in der ersten Halbzeit fast ausschließlich in einer Hälfte stattfand. Nach dem Führungstreffer durch Rahel Kiwic in der 17. Minute war der Jubel groß. Die Bielefelder Damen kamen zum ersten Mal in der 25. Minute vors gegnerische Tor. Ein entspanntes Unterfangen, mit zahlreichen Eckbällen für Potsdam, nur der Torsegen hätte höher ausfallen müssen.
In der Halbzeitpause hätte es die Möglichkeit gegeben, den Schalter für das Flutlicht zu finden. Das wettermäßige Dauergrau und die einsetzende Abenddämmerung verlangten danach, aber nichts dergleichen geschah. Wenigstens eine Adventskerze auf dem Mittelpunkt des Rasens wäre eine erhellende Aktion gewesen.
Mit dem Start in die zweite Halbzeit hatten sich die Gegnerinnen aufgrund der knappen Führung entschlossen, vom reinen Verteidigen etwas Abstand zu nehmen, sodass sich das Spiel zeitweise auch ins Mittelfeld verlagerte. Ein kurz gefeiertes Abseitstor zählte nicht, aber der erneute Treffer durch Rahel Kiwic belohnte die spielerische Überlegenheit der Torbienen. Diese hielt auch an, als die Potsdamerinnen nach Rauchs roter Karte nur noch zu zehnt und kapitänslos auf dem Platz standen.
Nach 90 Minuten sollte das Spiel jedoch nicht enden. Die Schiedsrichterin ließ weiterspielen, länger als die Summe sämtlicher Verletzungspausen. Auch, als den Gastgeberinnen in der 95. Minute der Anschlusstreffer gelang, war die Sache noch nicht satt. Aber dann ertönte er doch, der Qualifikations-Pfiff zum Viertelfinale.
Der Jubel der eingefrorenen Fans war kurz und kräftig. Danke, Mädels – ein DFB-Pokal-Viertelfinale hatten wir länger nicht mehr und freuen uns umso mehr.
Wir sehen uns am kommenden Sonntag im „Karli“ zum Spiel gegen Hoffenheim und danach zur gemeinsamen Weihnachtsfeier von Fanclub und Mannschaft. Wie schön, dass ihr auch in diesem Jahr die Einladung angenommen habt.
Text: Susanne Lepke
Fotos: Susanne Lepke