Vom VW-Highway in die Sackgasse
Ein Rückblick auf das Spitzenreiterbesiegerspiel vom 15.März 2015
Es soll jetzt frei nach facebook einen TP-Fan geben, der ein Jahr mit seiner Zahnbürste die „Tur(Ka)binen“ putzen will, so sein in die weite Welt hinausgetragener Wetteinsatz im Siegesfall. Und dieser Fall ist nun eingetreten. Ein frisches TP-Tattoo wurde in der sozialen Netzwelt ebenfalls angekündigt.
Spult man ein paar Tage zurück, nämlich auf den Fantalk in der „Kanuscheune“, der am 11.03.15 stattfand, war eigentlich alles bereits im Vorfeld sonnenklar. Die Mikrofon-Umfrage unter den anwesenden Fans ergab einen fast einhelligen Tipp auf Sieg. Auch die Talkgäste Pauline Bremer, Inka Wesely und Achim Feifel zeigten Entschlossenheit und zerrten von dem Fakt, dass das bisher einzige Gegentor in der Wolfsburger Liste von den Turbinen erzeugt wurde.
Trotzdem.
Ein in der aktuellen Saison ungeschlagener Gegner wurde hier im „Karli“ von 3280 männerclubfreien Fans empfangen, die auch ohne die Existenz „moderner Konsum- und Unterhaltungsmöglichkeiten“ erschienen, um die sich eigentlich eine Mitarbeiterin mit dem Tätigkeitsfeld „Marke, Corporate Social Responsibility und Service“ hätte kümmern müssen (so die „Potsdamer Neuesten Nachrichten“ vom 13.03.15).
Das Motto der ca. 30 mitgereisten Ausflügler aus Wolfsburg war auf einem Banner zu lesen: „Zähne zusammenbeißen und zubeißen“. Über die Wirkung und Botschaft könnte sich hier ein Interpretationsaufsatz anschließen…tut es aber nicht. Betrachtet man diese Aussage rein biologisch, kann man aufgrund der gut zweijährigen Erfolgsspur der „Wölfinnen“ schlussfolgern, dass es sich hier ausschließlich um fletschende Milchzähne handeln muss.
Trotzdem gilt dem lindgrünen Fleck auf der Stehtribünenseite Respekt, da dieser einen Sonntagsausflug in die Landeshauptstadt Brandenburgs unternommen hat und somit vielleicht das Indiz eines WOBigen Fankultur-Keimlings ist (passt zum Frühlingsmonat) Und irgendwie waren die Wolfsburger Melodien im Fernsehen besser zu hören als live vor Ort – vermutlich aufgrund einer gehegten Medienpflege.
Aus dem starkbewölkten Himmel strahlte die Fußballsonne und das Himmelsblau zeigte sich nicht oben, sondern unten in den Rängen. Erste Knospen sprossen auf der Stehtribüne – auf sie kamen nicht zum Erblühen. „Mit voller Kraft voraus!“ zischten und dampften die Turbinen über den grünen Acker und ließen in einer mannschaftlichen Geschlossenheit den VW-Highway jäh zur Sackgasse werden. In der 78.Minute fiel der Schlagbaum. Nichts Ungewöhnliches in Brandenburg;-)
Ayoma hatte im Hinspiel die gegentorfreie Uhr von Almut Schult aufgezogen, seit gut 1000 Minuten tickte diese unermüdlich vor sich hin, und Ayoma selbst war es, die diese Almutsche Uhr zum Anhalten brachte – mit einem genialen Freistoßtor!
Genugtuung pur! Wobei darin das Wort „genug“ steckt, ein unpassendes Wort, wenn man auf das nächste Spitzenspiel am 20.03. gegen Bayern blickt.
Nachdem der WOB-Joker Martina Müller ausgewechselt worden war, ließ es sich die Potsdamer Trainerbank nicht nehmen, den TP-Joker Nataša Andonova einzuwechseln, die nur Sekunden und einen einzigen Ballkontakt benötigte, um klare Verhältnisse zu schaffen und Fratzen in die Kamera zu schneiden.
Euphorie pur im „Karli“ – die sich u.a. im Fanblock als Sprechchor „Nur noch zwei!“ (Punkte) zusammenfassen ließ.
„In Brandenburg soll es wieder Wölfe geben“, sang einst Rainald Grebe. Ach ja?!
Danke, liebe Turbinen und anglizismusfreie Hintermannschaft, für diesen wunderbaren Sonntagnachmittag bei bester Fußballsonne!
Susanne Lepke
P.S.: Ungewöhnliche Spiele erzeugen ungewöhnliche Schreibhandlungen. Eigentlich berichte ich nur von den Auswärtsfahrten – außer gerade eben.